Die MeierMotors Story

 

Es begann im Jahre 1965 als Adolf Meier, Vater von Achim und Elmar Meier, auf einer Veranstaltung anstelle eines benötigten Traktors ein Flugzeug kaufte. Geplant war mit dem Traktor die familieneigenen Weinberge zu besprühen und die Familie wurde davon überzeugt, dass dies auch mit einem Flugzeug ginge. Das Flugzeug war ein alter Fieseler Fi-156 „Storch“ und sollte nun der landwirtschaftlichen Nutzung als Sprühflugzeug zugeführt werden.

Adolf Meier restaurierte das Flugzeug bis in das Jahr 1972 hinein. Der Flugzeugvirus saß tief und bald kamen zum „Storch“ eine Piaggio P.149 und eine Dornier Do27 hinzu. Mit diesen Flugzeugen nahm man auch an diversen Flugtagen teil, ab 1985 auch mit Beteiligung der Söhne.

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Als berufliche Laufbahn wählte Achim Meier den Weg der Berufspilotenausbildung, Elmar Meier widmete sich der Mechanik&Technik und ließ sich zum Kraftfahrzeugmeister ausbilden. Die Liebe zur Aviatik war aber weiterhin ungebrochen und die Brüder kauften sich 1990 eine Piper Pa-18, das erste eigene Flugzeug. Zu dieser Flugerfahrung kamen diverse Auftritte der Meier-Brüder bei Flugtagen mit dem „Storch“ in den 90ern hinzu. Achim übernahm den fliegerischen Teil, Elmar kümmerte sich um die Technik des Oldtimers. Bereits 1993 wurde die Piper wieder verkauft und die Brüder entschieden sich für eine Boeing Stearman, welche aber 1996 gegen eine North American AT-6 (D-FAME) austauscht wurde.

North American AT 6 D FAME1

(source Internet)

Stationiert waren die Flugzeuge in Freiburg (EDTF), die Wartung erfolgte in der Flugwerft der Flugschule Harter durch die Brüder. Achim Meier betätigte sich weiter als Berufspilot, vervollständigte sein Spektrum um das des Fluglehrers und Flugleiters. Elmar erweiterte sein Wissen mit einem, durch die Flugwerft Harter ermöglichten, Techniker-Lehrgang bei der Firma Dornier in Oberpfaffenhofen welcher auch 1996 erfolgreich beendet wurde. Die folgenden Jahre waren die Brüder bei der Fa. Harter tätig, Achim als Pilot, Elmar nebenberuflich als Techniker in deren Werft.

1999 erfolgte der erste Kontakt mit russischen Warbirds. Die Brüder kauften eine Yakovlev Yak-11 und konnten diese noch im selben Jahr an die Familie Gavazzi weiter verkaufen. Interessante Fußnote dabei : bei der Suche nach der Yak-11, besuchten die Brüder auch eine Werft in Le Castellet /Südfrankreich. Achim & Elmar staunten nicht schlecht, als sie dort neben der avisierten Yak-11 die Restaurierung einer Chance Vought Corsair sahen. Dass genau diese Corsair genau 10 Jahre später in deren eigenen Händen sein würde ahnte noch niemand.

Im Jahr 1999 verkaufte Adolf Meier den „Storch“. Die Brüder fanden als Käufer keinen Geringeren als Jerry Yagen von der Fighter Factory Virginia. Ein Kontakt der später in der Karriere der Brüder wichtig werden sollte.  

Im Jahr 2000 gab Elmar Meier die Tätigkeit in der Automobilbranche auf und widmete sich vollständig als angestellter Werftleiter dem Werftbetrieb der Flugschule Harter. Bereits 2001 arrondierte Elmar Meier sein Wissen durch einen Prüferlehrgang bei Eurocopter welchen er im Juni 2001 erfolgreich ablegte. Fortan hatte Elmar die wichtige Prüfberechtigung für diverse Luftfahrzeugmuster in der Tasche, darunter auch viele historische Typen wie z.B. die Messerschmitt Bf109.

Achim Meiers Traum einen richtigen Warbird zu besitzen, wurde mit dem Verkauf der North American AT-6 verwirklicht, zumindest teilweise. Erneut setzten die Brüder alle Ersparnisse ein, um diesen Traum wahr werden zu lassen. 2001 war es dann endlich soweit, die Brüder besaßen ihre Yakovlev Yak-3 mit Allison Triebwerk. Es war erklärtes Ziel dieses Flugzeug in Deutschland zuzulassen und man besann sich alter Kontakte nach Oberpfaffenhofen. Der leider viel zu früh verstorbene Dieter Thomas, ehemals Cheftestpilot bei Dornier, hatte sich mit seiner Firma „Ingenieurbüro Thomas Flighttest“ selbstständig gemacht. Das Ingenieurbüro widmet sich als Luftfahrtsachverständiger auch um Zulassungsfragen. Genau der richtige Partner für das Vorhaben. Bei der genauen Untersuchung des Flugzeuges stellte Dieter Thomas (+) fest, dass es sich nicht um das erwartete Replikat aus den 90er Jahren handelte, sondern viele Teile des Flugzeuges aus Kriegsproduktion stammen. Auf der einen Seite war man froh dass man ein zumindest teilweise historisches Fluggerät besaß, auf der anderen Seite hatte man aber ein modernes Flugzeug im alten Kleid kaufen wollen. Die Yakovlev Yak-3 wurde in Deutschland als D-FJAK zugelassen und war damit die erste ihrer Art. Ein Meilenstein für die Zulassung von Warbirds in Deutschland. Elmar Meier sah seinen Auftrag darin, das Flugzeug auf heutige Sicherheitsstandards zu modernisieren, ohne aber den Charme des alten Jagdflugzeuges zu zerstören.

D FJAK Yak3 Achim Meier 1 D FJAK Yak3 Achim Meier 2

Dieser Aufwand war Ende der 90er-Jahre in der Szene neu. Man flog die historischen Flugzeuge wie sie waren. Elmar erkannte aber, dass durch diverse Modernisierungsmaßnahmen und Optimierungen der Betrieb von Historischem Fluggerät wesentlich sicherer und damit auch kostengünstiger, da weniger defektanfällig, zu gestalten ist. Die Brüder nahmen mit der Yak-3 D-FJAK an einigen Flugshows teil und wurden dabei aber auch mit Rückschlägen in Form von Defekten konfrontiert. Diese Rückschläge wurden ausgewertet und flossen als Verbesserungspotenzial wieder in das Flugzeug ein. Dazu zählen auch der Austausch von Materialien, Vergütung und Härtung beanspruchter Metallteile. Diese ganze Entwicklung und Betrieb verschlang natürlich auch viel Geld, Geld das nicht immer vorhanden war. Die Brüder investierten alles was sie hatten in das Flugzeug, bestritten Flugtage ohne eigene persönliche Versicherung, agierten also ohne Netz und Boden. Aber das Ziel war klar und dafür setzten sich Achim und Elmar kompromisslos ein. So wurde im Lauf der Flugsaisons die Yak-3 permanent verbessert und optimiert. Am Ende war es die perfekte Yak-3.

Erneut ein Blick zurück. Wir erinnern uns an den Verkauf der Yak-11 an die Familie Gavazzi im Jahr 1999. 3 Jahre zuvor kaufte ein Warbirdenthusiast eine Yakovlev Yak-3. Dieser, mit der Familie Gavazzi befreundete Sammler, hieß Maxi Gainza. Maxi Gainza vergab den Auftrag der Fertigstellung 1996 an eine osteuropäische Werft, war aber mit dem Ergebnis und der langen Dauer des Projektes nicht zufrieden und befragte im Jahr 2002 die Familie Gavazzi um Lösungsalternativen. Es fiel sofort der Name „Meier Brothers“ und im selben Jahr erhielten die Brüder den Auftrag das Flugzeug analog der D-FJAK fertigzustellen, zu optimieren und in Deutschland zuzulassen. Wieder waren es alte zufriedene Kontakte die die Brüder entscheidend voranbrachten. Elmar Meier erledigte den Zusammenbau und Optimierung in der Flugwerft Harter und ließ das Flugzeug auf die deutsche Registrierung D-FLAK zu. Bis 2015 war dieses Flugzeug Bestandteil der Sammlung von Maxi Gainza. Heute fliegt Will Greenwood in Großbritannien das Flugzeug mit der Kennung G-OLEG.

Yak 3 D FLAK 2011 04 011

Die Flugwerft Harter entwickelte sich zum Zentrum für historische Yakovlev Flugzeuge, der Name „Freiburger Yak-Nest“ entstand. Elmar und Achim widmeten sich, neben der Piloten und Werftarbeit fortan dem Importgeschäft, Betrieb und Optimierung von Yakovlev-Flugzeugen.

logo yaknest150

Im Jahr 2005 überlegten sich die Brüder ob es nicht sinnvoller wäre, sich in diesem Bereich selbständig zu machen und eine eigene Werft aufzubauen. Eine Werft zur Restaurierung, Optimierung und Wartung von Historischen Flugzeugen. Man hatte internationale Kunden, gute Partner und Referenzen. Erneut setzten die Brüder alles auf eine Karte und mieteten im März 2006 auf eigene Rechnung die erste eigene Halle auf dem Freiburger Flugplatz an.

Ein alter Kontakt kam zum tragen, als Jerry Yagen mit seiner Yakovlev Yak-3 einen Rollunfall (groundloop) hatte und das Flugzeug saniert werden musste. Yagen erinnerte sich der Brüder welche sich mittlerweile einen Namen in Verbindung mit Yakovlev Flugzeugen gemacht hatten und vergab den Auftrag an die Flugwerft Harter im Jahr 2006. Die Brüder arbeiteten Tag und Nacht an diesem Projekt um das Flugzeug auf der bevorstehenden ILA (Internationale Luftfahrtausstellung) Berlin präsentieren zu können. Erneut wurde ein Ziel hart verfolgt und die Brüder wurden mit Erfolg belohnt. Die Yak-3 D-FYAG präsentierte sich in perfekten Zustand auf der ILA und man hatte einen wichtigen internationalen Kunden gewonnen.

D FYAG Yak3 Gelbe44 FighterFactory 2 D FYAG Yak3 Gelbe44 FighterFactory 3

en route zur ILA

D FYAG Yak3 Gelbe44 FighterFactory 5 D FJAK Weisse12 Flug zur ILA 1

Ein weiterer früher Kunde war wiederum die Familie Gavazzi welche dort eine Yakovlev Yak-9 (D-FIST) optimieren ließ. Zum 70sten Geburtstag des Eigentümers konnte das Flugzeug mit Deutscher Zulassung D-FIST ausgeliefert werden.

Yak 9 D FIST 20 09 2007 3

Im Oktober 2006 endlich auf eigenen Füssen, die Geburtsstunde von MeierMotors, Gründung der ersten eigenen Firma.

Ebenfalls im Jahre 2006 kam Jerry Yagen auf die Brüder zu und beauftragte diese mit dem Aufbau, Optimierung und Zulassung eines Flugwerk-Fw190-Bausatzes. Jerry Yagen hatte diesen Bausatz von einem Flugwerk-Kunden erstanden, erinnerte sich an die Qualitäten des Teams und sah dort den richtigen Platz für dieses Flugzeug. Ein großes, wichtiges Projekt welches MeierMotors bis in das Jahr 2010 beschäftigen sollte.

Fw190 A8 M D FMFW 2007 11 161

Danach ging es Schlag auf Schlag. 2007 beauftragte ein Deutscher Investor MeierMotors eine North American P-51D Mustang zu beschaffen, zu optimieren und für eine Deutsche Zulassung vorzubereiten. Dieses Projekt gelang, die P-51 Serial 44-72811 „Huntress III“ wurde mit der Deutschen Kennung D-FBUN zugelassen und war somit die erste in Deutschland zugelassenen North American P-51 seit dem Jahre 1944. Mit der Zulassung hat MeierMotors ein Ziel erreicht, welches vormals in Deutschland als nicht erreichbar galt. Erneut zahlte sich die enge Zusammenarbeit mit professionellen Partnern wie Dieter Thomas (+) aus. Es waren viele Hürden zu nehmen, aber das Ziel wurde nach bekannter Manier hart verfolgt und Achim Meier konnte im Winter 2007/2008 für den Erstflug über Deutschem Boden im Cockpit Platz nehmen. Ein weiterer Meilenstein geglückt.

P 51 Huntress III D FBUN 2008 01 101

Am 30.09.2007 folgte die zweite P-51D Mustang. Das Flugzeug mit der Serial 77-72773 wurde mit der Deutschen Registrierung D-FPSI versehen, optimiert und im Jahr 2009 an den Schweizer Enthusiasten Christoph Nöthiger verkauft.

P 51 D Darlin Ann 30 09 07 15

 

In neuen Hallen

 

Schnell wurde die Freiburger Werft zu klein und man hatte die Möglichkeit eine größere Werft auf dem Gewerbepark Breisgau zu erwerben. Der Gewerbepark Breisgau liegt ca. 30km südlich von Freiburg und bietet durch den ehemaligen Nato-Flughafen Bremgarten allerbeste Infrastruktur ohne die üblichen innerstädtischen Problematiken. Man fand in dem langjährigen Kunden Maxi Gainza einen Partner für dieses Projekt und die „Firma Max Alpha Aviation GmbH“ wurde gegründet. Der Umzug in das neue Betriebsgebäude erfolgte im Januar 2008.

Nun verfügte das Team über eine große, moderne und repräsentative Werft. In der 12mtr langen Lackierhalle konnten nun komplette Flugzeugrümpfe oder Tragwerke in optimaler Umgebung lackiert werden. Man konnte nun alle anfallenden Arbeiten vor Ort durchführen, sei es Blecharbeiten, Revisionen oder einfache Servicearbeiten ohne ständige Flugzeuge umparkieren zu müssen.

Werft 2011 01 071kl

Nun ging es mit voller Kraft an das Focke Wulf Fw190 Projekt von Yerry Yagen welches dann auch im Jahr 2011 nach Virginia ausgeliefert werden konnte. Diese Flugzeug wurde als Focke Wulf Fw190 A8/M zugelassen, wobei aufgrund der sehr umfangreichen Änderung das „M“ für MeierMotors steht.

Erstflug Fw190 19 07 201097 Erstflug Fw190 19 07 201014

Zwischenzeitlich zog auch eine North American TF-51 in die Werft ein. Eine Ansammlung von 3 Mustangs war in Deutschland einzigartig. Heute gehört die Wartung und Restaurierung dieser schnellen Jagdflugzeug zum Tagesgeschäft.

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Ein weiteres Highlight war mit Sicherheit der Erwerb der Chance Vought F4U-5NL Corsair im Jahr 2009. Ein DejaVu, derweil bereits 1999 Achim und Elmar den ersten Kontakt mit diesem Flugzeug hatten. Die Corsair wurde im Jahr 2009/2010 einer umfangreichen Überarbeitung unterzogen, dabei wurde das Flugzeug auf die ursprüngliche Konfiguration rückgebaut und in den Farben des VMF-513 „Flying Nightmares“ lackiert. Recherchen haben ergeben, dass die serial 124541 wohl eine der letzten überlebenden Corsair dieses berühmten Geschwaders ist, so war dieser Restaurierungsschritt vorgezeichnet. Preserving history.

Corsair 29 03 1063 Corsair F4U 5NL run 2013 05 1712

Corsair D FCOR A2A 2016 06 26 91

Mit der Supermarine Spitfire Mk.VIIIc kam 2010 nun auch ein englisches Jagdflugzeug in die Werft. Maxi Gainza, der Eigentümer, beauftragte MeierMotors das Flugzeug zu prüfen, zu optimieren und natürlich auch mit einer Deutschen Zulassung zu versehen. Erneut eine Herausforderung, aber man hatte zum einen die Fa. Flighttest und damit Dieter Thomas (+) an der Seite, zum anderen war analog zur P-51 Mustang bereits 1944 eine Spitfire in Deutschland zugelassen. Das Flugzeug erhielt schlussendlich die Kennung D-FEUR.

Spitfire DFEUR 2011 05 201 Spitfire MkVIIIc 2010 04 09

Schlendert man heute durch die Werft, dann kann man die Luftfahrtgeschichte Revue passieren lassen. Boeing Stearman, Chance Vought Corsair, diverse North American AT-6, eine Handvoll North American P-51 Mustang sei als Einsitzer oder Doppelsitzer, mehrere Supermarine Spitfire, Hawker SeaFury, Hispano Aviacion Buchon, Messerschmitt Bf109, Focke Wulf Fw190, Yak-3, Yak-9 und Yak 11. Man schüttelt den Kopf ob dieser Vielfalt und denkt an 1965 zurück, an den „Storch“ mit dem alles begann.

Letzthin bekam Achim&Elmar einen Anruf aus Virginia. Jerry Yagen erzählte stolz dass der Fieseler Storch nun restauriert sei und seinen Erstflug hatte. Der Kreis schliesst sich.

 

Achim Meier                                                                                Elmar Meier

Corsair Checkflight 2013 07 26 20 Bf109G FighterFactory 2015 02 061

 

 

geschrieben von Matthias Dorst / 2013

 

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